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log 2012

 

13.3.2012

Um 5 Uhr morgens gehts los. Nachdem ich nicht genau einschätzen kann, wie lange der Abbau ohne Fahrzeug dauern wird, gehts in die Frühschicht. Wieder verzaubert das unvorstellbare Morgenlicht die Landschaft und es bieten sich auch heute wieder neue Farbenspiele an der Oase. So kann ich gar nicht anders als nochmals die Kamera zu zücken, um zum letzten Mal die letzten Facetten von "keidas" einzufangen. Es kommt schon Wehmut auf die erste Palme aus dem Eis zu reißen (der Schaft ist natürlich schön ins Eis gefroren...), doch zum Glück geht es einigermaßen schnell. Die diesjährige Installation war anders, irgendwie entspannter, obwohl als Einmann-Show ungleich anstrengender. Zum Glück ließ das Wetter den Aktionsort an der Iceroad zu, so dass die Eigentümlichkeit "polare Oase" von den vorbeikommenden Betrachtern als solche auch wahr genommen werden konnte. Eine kleine und leise, aber eine spürbare Irritation des Gewohnten. Zufrieden fahre ich letztendlich mit der Fähre zurück, ist schon auch eigenartig, dass just am Tag des Verschwindens der Oase auch die Iceroad schließen muss.

 

12.3.2012

Ein magischer Sonnenaufgang wirft im wahrsten Sinne des Wortes ein unglaubliches Licht auf die kleine Oase. Wolkenformationen ändern sich stetig und zeichnen eigene Bildwelten, die ich so nur aus den Polarregionen kenne .Heute treffe ich Antye Greye-eine Soundkünstlerin und Leiterin des hiesigen Kulturvereins "Haiart", auch sie hat mir bei den Vorbereitungen geholfen! Danke!! Abends bin ich bei Kari und seiner Familie eingeladen zu einem wunderbaren Gespräch und dem besten dunkelgerösteten Kaffee der Welt eingeladen!! Die ungekünstelte Freundlichkeit der Menschen hier fasziniert mich immer wieder. Abends dann die schlechte Nachricht von Juha: wegen starken Südwinds (der bringt das Wasser aufs Eis) wird die Iceroad bis auf weiteres gesperrt, d.h. im Klartext, der Abbau morgen findet ohne Auto per pedes statt! Na Prost, Malzeit, darauf einen Schluck finnischen Wodka...

 

11.3.2012

Die Palmen trotzen weiter standhaft den immer neuen Windkapriolen. Hunderte von Fotos gilt es nun zu durchstöbern und immer mehr kommen dazu, wer weiß wann das Wetter dere Oase den Garaus macht und ich möchte noch verschiedene Stimmungen festhalten. Ich versuche die Dämmerung einzufangen, später noch ein paar Nachtaufnahmen dazu. Immer wieder halten vorbeifahrende Autos an, um einen Blick auf die doch seltsame Szenerie zu werfen. "it looks tropical", sagte neulich eine ansässige Besucherin.

10.3.2012

Die nächtlichen Orkanböen hatten ja schon mein Häuschen hier erzittern lassen, was also haben sie wohl mit meinen fragilen Polarpalmen angestellt? Von der Ferne sahs noch einigermaßen aus, aus der Nähe betrachtet- ein Desaster. Blätter abgerissen und entstellt, die "Stamm"-Tücher teilweise runtergerupft und sogar manch starken Kabelbinder zerfetzt. Welch Freude! Was macht der fleißige Polar-Gärtner? Er kniet nieder und flickt alles wieder zusammen, der Wind hat heute auch tatsächlich ein Einsehen. Am Nachmittag kommen dann einige Besucher des nahen großen Hailuoto Bucht-Festes herüber und sehen sich interessiert und amüsiert die kleine polare Oase an. Ich fotografiere und filme wie ein Weltmeister. Später genieße ich die Sonne (6 Grad plus!! und den Erfolg der Pflanzung) um abschließend noch gärtnerisch tätig zu sein.

 

9.3.2012

Sturm kommt auf, später Schnee dazu, die Temperaturen steigen. Ja gibts das? Der Aufbau macht so richtig Spass, aber was soll ich sagen: selber schuld. Schließlich bin ich gegen 19 Uhr fertig und nun übernimmt der fiese Wind komplett das Kommando, mal sehen, was er anstellt. Im Dunkeln schieß ich noch ein paar 6400 ISO Fotos und dann ab in die Haiku-Bar zu lecker Hühnchen.

 

8.3.2012

Die ersten Stangen werden gesteckt, schließlich soll das Ganze nun klimatischen Turbulenzen widerstehen können, mal sehen. Juha bohrt mit dem Feingefühl eines (guten!) Zahnarztes die Löcher ins Eis ohne dass ein Tropfen Salzwasser an die Oberfläche kommt.Die Temperaturen steigen (trotz Kaltwetterbeteuereungen der Wetterstationen, ich glaub ich werd wahnsinnig!!!! Doch diesmal werde ich gewinnen, jawoll!! Morgen gehts weiter......

 

 

7.3.2012

Wieder zurück auf Hailuoto, als wenn es gestern gewesen wäre. Die iceroad, Kari, Juha Toppi (auf meine Frage: do you remember me?-lachend, OF COURSE!!). Da fühlt man sich zu hause!! Heute noch diverse Besorgungen, morgen gehts richtig los mit Bohren, Aufstellen, Frieren etc. Ein extrem straffer Zeitplan, denn am Samstag gibts hier ein riesiges Kulturevent auf der gefrorenen Ostsee, da sollten meine Bäumchen stehen...ich freu mich drauf!!

 

 

 

 

log 2011

28.2.2011

Nun gehts also endlich los! Mit einem Riesenrucksack, auf dem zwei Riesenstiefel drauf geschnallt sind mache ich mich auf den Weg zum Münchner Flughafen, ein zugebenermaßen eigenartiges Outfit, allein die Stiefel ernten ungläubige Blicke. Es geht zunächst nach Helsinki, kurzer Aufenthalt und ein Bierchen für 7.90 Euro, das kann ja heiter werden...Dann im Abendlicht nach Oulu am Nordbottnischen Meer, wo der Winter auch noch ein Winter ist. Alles tief verschneit, nur die Temperatur von 0 Grad treibt mir die Schweißperlen ins Gesicht. Das ist eindeutig zu warm für eine gefrorene Handtuchlandschaft, aber es soll wieder kälter werden. (Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich einmal dermaßen nach klirrender Kälte sehnen würde) .Es bleibt spannend. Morgen gibts die ersten Ortsbesichtigungen.

1.3.2011

Heute morgen hatte ich einen ersten Termin bei Leo Oja vom Centre for Economic Development, Transport and the Environment , um den genauen Standort des Projektes zu bestimmen. Leo war unglaublich nett und entgegenkommend, er arrangierte gleich einen Besichtigungstermin für morgen auf der Iceroad, druckte mir Wind-und Wetterdaten aus und versorgte mich mit weiteren wichtigen Infos.Das Wetter ist auch in den nächsten Tagen alles andere als ideal, Plusgrade mit sattem Wind(das ist hier so etwas wie eine Hitzewelle), für die zahlreichen Vorbereitungen, die noch zu tätigen sind, vielleicht aber auch gar nicht so schlecht. Beim Abendspaziergang durch Oulu gabs Nordlicht satt und eine erste stramme Brise. Mein Thermometer zeigt stolze -2 Grad, weia.....

3.3.2011

Gestern habe ich die Iceroad besichtigt, unglaublich imposant!! Der Projektstandort wird kurz vor Hailuoto sein, die Temperaturen allerdings haben tropische 5 Grad plud erreicht! Am Abend war ich dann zur einer Ausstellungseröffnung eingeladen und habe Das Team von Kulttuurikauppila kennengelernt, alles wahnsinnig nette Menschen, die mir helfen, wo`s nur geht, unfassbar: da wurden sofort zahlreiche Telefonate geführt und heute treffe ich mich dem Kuturchef von Hailuoto, der bereits zig Medienkontakte aktiviert hat und mir über den BürgermeisterQuartier besorgt hat, ich bin sprachlos! Anbei gibts die ersten Bildchen vom Standort.

4.3.2011

Ich wohne jetzt also direkt in Hailuoto in einer riesigen (unmöblierten) aber warmen Villa Kunterbunt mit eigener Sauna, Wahnsinn. Heute stürmt es kräftig, der Wind peitscht den Schnee über die Iceroad, man sieht die Hand vor Augen nicht mehr. Morgen soll es endlich kälter werden, das Zeitfenster für die Aktion wird kleiner, Montag Vormittag will das Fernsehen anrücken, mal sehen was die außer zwei erschöpften Schauflern vor die Linse bekommen.

5.3.2011

Bin also gerade dabei einen Wall aufzuschütten, auf dem dann im allerbesten Fall die Oasen-Objekt aufgepflanzt werden. Jetzt hat es bereits gnadenlose -1Grad, mit dem strammen Wind auf hoher See ist das fast so etwas wie Winterfeeling. Heute Abend trifft Verstärkung ein: Florian, sehr guter Freund, Fotograf und kraftvoller Helfer in Personalunion. Ich bin am Überlegen, was das beste Konzept bei nur mäßiger Kälte sein kann, werd scho werdn....

7.3.2011

Gestern ist es also endlich deutlich kälter geworden. Juha Toppi, der Iceroad-Chef hat uns ein schönes großes Loch ins Eis gebohrt, so dass wir genügend Wasser zum Verfrieren zur Verfügung hatten. Die Handtuch-Objekte wurden also im Meerwasser eingetaucht und auf dem Schnee ausgebreitet, dann mit weiteren Schnipseln und ein paar Latten zur besseren Standfestigkeit verfroren. Nachts um 3.30 Uhr waren wir schließlich soweit fertig, dass wir dann ab 7 Uhr die Objekte für den Fernsehtermin um 9 Uhr aufstellen konnten. Also kurz 2 Stunden hingelegt, dann gabs das böse Erwachen. Ein Sturm tobt über Hailuoto, das Errichten der Skulptur wird unmöglich, das Fernsehteam rückt trotzdem an, ebenso der Bürgermeister von Hailuoto und Kari, der hiesige Kulturbeauftragte und unermüdliche Projekthelfer. Wir machen ein Interview und es gelingt uns wenigstens zwei Palmen kurzzeitig den Naturkräften trotzen zu lassen. Jetzt sind wir auf "standby" und hoffen auf eine Windpause, die Temperaturen beginnen allerdings wieder zu steigen...

8.3.2011

Nachdem wir gestern abend noch die komplett zugewehten Objekte in mühevoller Kleinarbeit ausgebuddelt hatten, versuchen wir heute morgen die Dinger endlich in die Senkrechte zu bekommen. Wir schleppen die Teile auf die Eisfläche und legen sie nebeneinander hin. Der Wind pfeift immer noch ordentlich, doch das Hauptproblem sind nun wieder die gnadenlosen Plusgrade in Verbund mit einer nicht zu unterschätzenden Sonneneinstrahlung, Schmelzen im großen Stil ist angesagt. Die Handtücher werden lapprig und nass, jetzt versuchen wir wenigstens eine Minimalinstallation (die Bilder sind bereits online), weitere Versuche mit veränderter Technik werden aber auf jeden Fall folgen. Diese vermaledeite Wärme, es ist zum Verrücktwerden. Heute abend haben wir dann die gesamten Objekte zu unserem Haus gefahren, um sie wieder etwas in Form zu bringen. Morgen früh starten wir erneut, diesmal allerdings an einem windstilleren Ort mit einer ganz skurrilen Idee, hoffentlich klappts! Leider ist die webcam nur selten an, das liegt an der relativ schwachen Verbindungsqualität am Aktionsort, trotzdem, immer mal wieder probieren, vielleicht wirds morgen besser.

10.3.2011

Geschafft!! Keidas steht endlich am Nordbottnischen Meer, an der Nordküste der wunderschönen Insel Hailuoto. Gestern abend gegen 17 Uhr wurde die letzte Palme ins Eis gerammt, fast hätte eine gigantische Böe die Konstruktion niedergerissen, aber gestählt durch das Schaufel-Training der letzten Tage gelang es uns die Objekte mit Schnee zu stabilisieren. Nun wird es spannend, was der Schneefall von heute Nacht mit der Installation angestellt hat...gleich werden wir es wissen!

11.3.2011

Es schneit, schneit, schneit. Dennoch, zumindest gestern konnten die tapferen Palmen dem Schnee und Wind noch trotzen, die milden Temperaturen haben ihnen allerdings ordentlich zugesetzt. Man hat es nicht einfach als Handtuch-Palme in der arktischen Region, wobei mir nicht klar war, dass die Wärem hier der entscheidende Faktor sein würde...Jetzt gehts nochmal hin, letzte Fotos, dann folgt der Abbau, Lagerung, Verschickung etc. Am Abend werden die supernetten Menschen hier von Hailuoto noch ein "meet the artist" veranstalten, wo ich anhand einer kleinen Diashow nochmal über das ganze Projket erzählen werde, ich freu mich schon drauf. Probleme kann es bei der Rückfahrt von Hailuoto geben, da durch den erneuten Schnee eine weitere Wasserbildung auf der Iceroad zu befürchten ist, die ein Befahren unmöglich macht.

12.3.2011

Der Abbau geht bei Schneetreiben schnell von statten, die Handtücher sind durch Eis, Schnee und Wasser unsagbar schwer geworden, dennoch sind sie auch bei starkem Sturm nicht gerissen, eine wahrlich beeindruckende Qualität. Nun schaffen wir sie zum Trocknen in die Umkleiden der Schulturnhalle, wo sie die nächsten Tage ihre wohl verdiente Erholung finden werden, bevor sie vielleicht zu weiteren Einsätzen vorbereitet werden, mal sehen. Am Abend gibts dann die angekündigte Veranstaltung in der Haiko-Bar, mit Diashow, gutem Essen und interessanten Gesprächen, bevor wir dann zusammenpacken müssen und die letzten Infos zur Iceroad einholen. Juha Toppi gibt grünes Licht und so können wir bei jetzt frostigen Temperaturen (!)um 3 Uhr nachts zum letzten mal über die faszinierende Iceroad flitzen, bevor es dann um 6 Uhr morgens endgültig per Flugzeug nach Hause geht! Denn letzten Blog mit allen credits gibts dann morgen nochmal.